Wir konnten ja schon erfahren, dass die Eisenbahn eine eher untergeordnete Rolle im albanischen Verkehr spielt. Uns sind auf unserer Reise zwei Strecken ins Auge gefallen.
Bahnstrecke Pogradec-Elbasan-Durres-Tirana
Diese Strecke wurde 2021 stillgelegt. Gleise sind zum Teil noch vorhanden, siehe hier. Laut Webseite des Betreibers fahren von Freitag bis Sonntag offensichtliche Museumszüge zwischen Elbasan und Plazh. In Tirana selber wurden die Gleise entfernt.
Bahnstrecke Vora–Shkodra-Bajze
Ich bekam mit, dass es in Skhodra noch einen Bahnhof geben soll. Er liegt auf der Strecke Vora–Shkodra-Bajze. So versuchte ich mich vorsichtig durchzufragen.
Ja, es gebe einen Bahnhof, aber keinen Zugverkehr mehr!
Wirklich gar keinen mehr?
Es ist alles sehr alt und unbequem, um 6 Uhr in der Frühe ginge noch ein Zug nach Tirana!
Und wann geht es zurück von Tirana?
Schulterzucken, ich weiß es nicht!
Der Eindruck, es werde sich für die Eisenbahn geschämt stellte sich bei mir ein. Na, dann mal los, Jürgen unterwegs. Den guten Kilometer von unserem Domizil bis zum Bahnhof ging ich zu Fuß. Und siehe da, der Bahnhof wurde tatsächlich von einem recht neuen Schild angekündigt.
Was ich dann sah, bestätigte meinen Eindruck, dass sich für die Eisenbahn geschämt wird. Als erstes sah ich alte „Bekannte“ aus DB Tagen. Eine Zuggarnitur aus drei Waggons und einer Diesellok stand wie zur Abfahrt bereit.
Schwierige Recherchen ergaben, dass in der Tat jeden Dienstag um 6 Uhr in der Frühe ein Zug bis Gjonëm fahren soll. Nach sechs Zwischenstopps erreicht der Zug gute zwei Stunden später die 16 Kilometer entfernte Stadt Gjormë. Der genaue Grund für den ausgerechnet dienstäglichen Verkehr konnte ich ermitteln. Es handelt sich um einen Pilgerzug, der „Betende“ zum Antoniuskloster nach Lac und zurück bringt. Verifizieren konnte ich diese Information nicht.
Das betrachten der Eisenbahngleise und der Puffer der DB Garnitur spricht die Sprache eines ab und zu stattfindenden Verkehrs.
Auf dem Parallelgleis standen noch ältere Garnituren mit zwei Maschinen davor, ich glaube nicht, dass die noch fuhren.
Die Eisenbahn ist, wie die Fotos deutlich beweisen, so gut wie auf dem Abstellgleis angelangt! Das wundert nicht, wenn für eine Strecke von 16 Kilometern zwei Stunden benötigt werden. Das macht der in Albanien eingesetzte „Minibus“ in erheblich kürzerer Zeit.
Auch der Schwerlastverkehr ist in Albanien schon jetzt nicht unerheblich. Bei einer weiteren wirtschaftlichen Entwicklung in diesem Land sind die Schäden durch den LKW Verkehr noch nicht abzusehen. Eine Zukunftsplanung mit Blick auf die Eisenbahn wäre kein Fehler.














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